Tsunami Hilfsfahrt

10.05.15

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Die ersten Bilder sind in den 2. Bericht eingearbeitet worden, weitere werden in den nächsten Tagen  folgen.

 

Artikel aus   17.01.2005 Essen- Kettwig

 

Ratnayakes melden sich aus Sri Lanka

Dieses Bild stammt aus dem Jahr 2000 und zeigt Ananda Ratnayake beim Besuch des Behinderten-Projektes Navajeevana.

 

Nach einem ersten Anruf am vergangenen Freitag (wir berichteten), schickten uns Dorothea und Ananda Ratanayake am Sonntag einen ersten Bericht über ihre Reise nach Tangalle.

In dieser Stadt, im Süden Sri Lankas, werden sie die Spenden aus Kettwig einsetzen - um die erste Not zu lindern, das Überleben zu sichern.

Liebe Kettwiger und Kettwigerinnen und alle, die uns unterstützen: Aus Sri Lanka, wo wir jetzt schon eine Woche sind, herzliche Grüße. Wie geplant sind wir am Sonntag, den 16. Januar nach Sri Lanka aufgebrochen -16 Uhr von Kettwig, unsere Ankunft in Colombo war am nächsten Tag um 13.30 Uhr (Ortszeit).

Diesmal hatten wir wegen der Situation in Südostasien keinen Direktflug. In München mussten wir das Flugzeug wechseln und in Male (Malediven) zwischenlanden. In Colombo mussten wir erst auf unser Gepäck warten - wir hatten weit über 100 kg.

Und dann ging es zum Zoll. Es gibt im Flughafen extra ein Büro, über das alle Hilfssendungen laufen müssen. Doch überall wie schon in Kettwig und Düsseldorf war man freundlich zu uns und sehr hilfsbereit, so dass wir das ohne große Schwierigkeiten die Kontrollen hinter uns bringen konnten - ob es die mitgebrachten Wasserfilter, die Desinfektionsmittel für das Trinkwasser, die Medikamente, Kleidung und natürlich die Schecks über die große Spendensumme waren.

Als wir dann endlich in Kandy, unserem Heimatort, ankamen, war es 18.30 Uhr. Natürlich war es schön, nach längerer Zeit unsere Tochter, die uns am Flughafen abholte, und unsere übrigen Verwandten wiederzusehen. Nur einen Tag hatten wir Zeit, die Fahrt nach Tangalle zu organisieren - ein Auto zu finden, das uns mit allen für Tangalle bestimmten Sachen dorthin fahren würde.

Am nächsten Tag ging um 5 Uhr die Fahrt los Richtung Colombo. Nach einer Frühstückspause bei einer mit uns befreundeten Pfarrersfamilie, machten wir uns auf den Weg. Zu unserer Verstärkung wollte der Pfarrer mit uns kommen. Das war uns lieb, denn wir hatten gehört, dass die Fahrstrecke wegen Straßenbauarbeiten sehr unsicher sei.

Wir wollten von Colombo nach Tangalle die Küstenstraße benutzen, um einen Überblick über die Ausmaße der Verwüstung zu bekommen. Der Zustand der Straße war besser, als wir es uns vorgestellt hatten, d.h. die Straße war befreit von den Tsunami-Schäden, die Brücken waren provisorisch wiederhergestellt, so dass wir vorwärts kamen.

Doch was wir rechts und links der Straße sahen, machte uns ziemlich betroffen. Und dieses wurde immer schlimmer, je südlicher wir kamen. Überall sahen wir zerstörte Häuser und Ortschaften, die zum Teil unbewohnbar geworden waren. Oder es standen nur noch Ruinen.

Wir kannten diese Orte von früheren Fahrten und das Erschütternde war, dass wir manche Orte gar nicht mehr wiedererkennen konnten.

Auf dem Weg sahen wir desöfteren internationale Hilfsorganisationen und Camps für Tsunami-Betroffene. Doch unser Weg führte uns weiter ohne großen Aufenthalt, weil wir Tangalle noch vor der Dunkelheit erreichen wollten.

Um 16.30 Uhr kamen wir in Navajeevana an, bei sonnigem Wetter, glattem blauen Meer - als wollte uns das Meer sagen: "Ich habe nichts damit zu tun!" Niemand würde vermuten, dass die Zerstörung aus diesem Meer gekommen war.

Der Navajeevana-Komplex liegt etwa 100 Meter vom Meer entfernt auf einer Anhöhe und ist wie durch ein Wunder verschont worden.Und das ist gut so, denn viele Betroffene der umliegenden Dörfer erfahren von hier Soforthilfe.

Die gesamte Behindertenarbeit ruht im Augenblick, weil alle Tsunami-Probleme im Augenblick im Vordergrund stehen. Navajeevana ist zu einem Zentrum geworden, von wo aus Hilfen direkt an die Betroffenen verteilt werden und die durch die Mitarbeiter rund um die Uhr betreut werden.

Wir wurden herzlich begrüßt, und nachdem wir ausgeladen hatten, fuhren wir zu unserer Unterkunft, müde und voller Eindrücke und Erwartungen an die nächsten Tage.

Herzlichen Dank, dass Sie uns alle mit Ihren Gedanken auf unserer Reise begleiten.

Ihre Dorothea und Ananda Ratnayake   Fortsetzung folgt

24.01.2005   Das Thema

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Reisebericht aus  Sri Lanka

Brief Nr. 2 vom 01.02.2005

Liebe KettwigerInnen und alle, die uns unterstützen,

wir melden uns wieder mit unserem Bericht aus Tangalle.

Am nächsten Tag nach unserer Ankunft in Tangalle fuhren wir morgens erstmal in die Ortschaft. Auf dem Marktplatz, wo sich auch der Busbahnhof befindet, steht ein Turm mit einer großen Uhr. Hier auf dem Platz, erzählten uns die Bewohner, habe das Wasser bis zur Hälfte des Turmes gestanden, etwa sechs Meter hoch und zwar zehn Minuten lang. Da der Platz sehr belebt ist, seien sehr viele Menschen ertrunken. Auf der Uhr war es 8.42 Uhr. Die Zeit blieb stehen als die Flutwelle kam.

Wir besuchten noch ein Fischrestaurant mit Namen “Chalet”, dass die KettwigerInnen auch kennen, die mit in Sri Lanka waren; denn hier haben wir oft Rast gemacht, da es direkt am Meer an einer wunderschönen Bucht liegt und es hier immer ausgezeichnete Meeresfrüchte zu essen gab.

Als wir das Haus betraten, das total zerstört ist und nur noch als Gerüst vorhanden ist, kam uns die Inhaberin schon entgegen. Wir lagen uns in den Armen und waren erleichtert, als wir hörten, dass sich alle Personen retten konnten, die im Hause waren. Es waren nicht viele, nur eine Touristin, die gerade frühstückte, der Inhaber und sein Sohn, die Inhaberin war gerade einkaufen.

 

Der Fischerhafen und der schöne Sandstrand, wo wir oft zum schwimmen waren, konnten wir gar nicht wieder erkennen. Doch bei allem Traurigen erfuhren wir, dass das Leben weitergeht, wir trafen ein frisch vermähltes Paar, das zum Strand kam, um Fotos zu machen.

Gegen Mittag fuhren wir in das Dorf Kudawella, ganz in der Naehe vom Projekt Navajeevana, ein Fischerdorf, direkt am Meer gelegen, mit etwas über 300 Einwohnern. Von diesen 300 kamen ca. 100 ums Leben, dementsprechend hat jeder aus diesem Dorf Verwandte verloren.

Schnell gesellten sich die Dorfbewohner zu uns, die sich am Tag im Dorf aufhalten, um aufzuräumen, nach Verwandten und nach ihrem Hab und Gut zu suchen. Eine Frau erzählte uns ganz aufgeregt und zeigte auf einen Schutthaufen neben dem Weg:” Hier haben meine Verwandten gewohnt! Sie sind alle tot es waren 5 Angehörige.”

Wir gingen auch zu ihrem Haus, ein Stück weiter auf der anderen Seite des Weges, wo auch nur noch Reste eines Hauses standen.

Wie schön und traumhaft muss dieses Dorf gewesen sein!!! Jetzt sehen wir nur noch einen herrlichen Sandstrand, Kokospalmen, die alles überlebt haben, dazwischen aber wird das Bild durch zerstörte Häuser getrübt. Überall zertrümmerte Fischerboote und kaputte Netze. Auch konnten wir persönliche Dinge entdecken: Kleidung, Spielzeug, Küchenutensilien, einen auf den Baum gespülten Stuhl, eine Uhr, die auch zu dieser Zeit stehen geblieben ist.

Wenn diese Gegenstände sprechen könnten, würden sie uns wahrscheinlich  ihre jeweils eigene Geschichte von dieser Katastrophe erzählen.

Die Dorfbewohner zeigten uns an einem Haus, bis wohin der Wasserspiegel reichte, er war einige Meter hoch. Einige die sich als letzte Rettung an einer vorhandenen Stromleitung festgehalten hatten, an die sie durch die Flutwelle gespült wurden, konnten überleben.

Dieses Dorf braucht nun dringend Hilfe und wird vom Projekt Navajeevana zur Zeit betreut, d.h., sie bekommen jeden Tag Mittagessen, das im Zentrum von Navajeevana gekocht wird, sie werden mit dem Lebensnotwendigen versorgt. Das Projekt Navajeevana ist sonst eine Einrichtung, die sich in ihrer Tagesstätte um Behinderte und deren Angehörige kümmert, diese auch im Umkreis von 40 km betreut. Durch den Tsunami ist diese Einrichtung nun auch eine Anlaufstelle für Flutopfer die dort Soforthilfe bekommen. An diesem Vormittag bekamen wir mit, wie für etwa 350 Flutopfer Essen gekocht und diese dann zu “Lunchpackets” verpackt wurden.

Zur Zeit werden Gespräche darüber geführt, ob Kettwig eine Teilpatenschaft für Kudawella übernehmen kann. Wahrscheinlich muss das ganze Dorf  an einen etwas sichereren Ort umgesiedelt werden. Das gespendete Geld ist inzwischen auf einer Bank in Tangalle, auf einem Sonderkonto und unter dem Namen “Navajeevana Tsunami Rehabilitation Fund Kettwig” eingezahlt.

Herzliche Grüße,

Dorothea und Ananda Ratnayake

 

Weiter zum nächsten Bericht

 
 
 
 

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Stand: 17.07.05