Tsunami Hilfsfahrt 2. Teil

10.05.15

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Reisebericht aus  Sri Lanka

Brief Nr. 3 vom 05.02.2005

 

Liebe KettwigerInnen und alle, die uns unterstützen,

unsere nächste große Fahrt galt Hambantota und liegt etwa 26 km östlich von Tangalle entfernt.. Hambantota ist die Distrikthauptstadt der Südprovinz, zu der auch Tangalle gehört und hatte etwa 8,80000 Einwohner. Wir hatten schon davon gehört, dass es hier sehr schlimm sein soll. Wir kannten Hambantota von früheren Fahrten, diese Stadt mussten wir immer passieren, um weiter östlich zum Yale-Nationalpark zu kommen. Hambantota besaß einen Fischerhafen, liegt direkt am Meer und war sehr dicht besiedelt. Hier war einfach blühendes Leben, viele Geschäfte, viele große Gebäude, wie ein Regierungsgebäude, eine Elektrizitätsstation, eine große Bücherei, eine Saline (Anlage, um Salz herzustellen), eine Moschee mit Gebetshaus, denn die Einwohner von Hambantota gehörten hauptsächlich dem Islam an.

  Bücherei                             Rathaus                        Fischerhafen

   

Moschee mit Gebetshaus                      Saline      

  

Trümmer                                             Regierungsgebäude

Marktplatz

In Sri Lanka gibt es der Größe nach geordnet den Buddhismus, den Hinduismus, den Islam und Christen (katholische und evangelische). 

Während unserer Fahrt durch Hambantota waren wir ziemlich betroffen, denn von der Stadt und all den Gebäuden, ist nicht mehr viel übrig geblieben. Mit ganzer zerstörerischer Macht hatte der Tsunami hier gewütet und flächendeckend fast alles vernichtet.. Es gibt noch Resthäuser, die auch ausgespült wurden, aber unbewohnbar geworden sind. Wie viele Tote muss es hier gegeben haben!!! Nach der Zeitung sind es etwa 4500 und 1000 die vermisst werden, bei diesen Zahlen wurden nur die Einwohner erfasst, alle Gäste, Durchreisenden mit Autos oder Bussen sind nicht dabei. Die ganze Wucht kam vom Meer her, wir sahen noch die Spuren durch eine große Ausbuchtung  am Damm vor dem Meer, dass wir die unheimliche Kraft nur erahnen können. Ein belebter Marktplatz mit vielen Bussen und Autos ist in eine nahe gelegene Lagune, an der wir auch vorbeifuhren, gespült worden. Alle Menschen liegen dort  wie auf einem großen Friedhof begraben und konnten nicht geborgen werden. Während unserer Fahrt durch die Stadt konnten wir nur immer wieder kleinere Menschengruppen sehen, die ganze Stadt wirkte wie eine Geisterstadt. Es war ein eigenartiges Gefühl dort zu sein. Auf manchen Resthäusern fanden wir das Datum 26.12.04 mit Farbe geschrieben, auf einer Hauswand stand unter dem Datum in singhalesischer Schrift: „Wäre ich doch auch weggespült worden!“

 

Datum mit Farbe                      Damm vor dem Meer

 

Busse und Autos                                   Lagune

Doch für die Überlebenden geht das Leben weiter, das hörten wir in den Gesprächen mit den Leuten. Am Straßenrand sahen wir Stände, an denen wieder frisches Gemüse verkauft wird, das beeindruckte uns immer wieder, dass Menschen, so hart geschlagen doch wieder motiviert sind, nach vorne zu sehen, um  neu anzufangen. Und alle Bewohner Sri Lankas halfen und helfen dabei mit. Alle brachten sich direkt am nächsten Tag ein und sammelten alles, was  zum Überleben notwendig war: Trinkwasser, Essen , Kleidung. Die Krankheiten sind inzwischen eingedämmt, wir wissen aber nicht, wie es in den Camps der Betroffenen ist, vielleicht haben wir noch die Gelegenheit eines der Camps zu besuchen.

Zwei Arbeitszweige laufen zur Zeit parallel: In erster Linie die Betreuung der Tsunamibetroffenen  und dann die  Arbeit mit den Behinderten, die inzwischen wieder  aufgenommen wurde. Das bedeutet höchste Anspannung für alle Mitarbeiter, wir bekommen es hautnah mit; denn wir wohnen im Haus der Leiterin Frau Kumarini Wickramasuriya. Sie kommt erst spät abends  nach Hause und da geht es weiter. Unsere Gespräche und auch das Essen werden immer wieder durch Telefonanrufe unterbrochen. Zwischendurch  hörten wir immer wieder  Einzelschicksale, nicht nur von Tsunamibetroffenen, sondern auch von  Behinderten, die  durch das Projekt betreut werden. All dieses müssen wir selbst auch erst verarbeiten.

Wir haben  viele Fotos gemacht und es ist uns noch nicht gelungen einige übers Internet zu verschicken. Es ist schwieriger als in Deutschland und wir haben auch nicht immer einen Computer zur Verfügung, haben es schon oft versucht, dazu müssen wir in ein Internetcafe fahren und  das ist alles sehr aufwendig , daher  bitten wir Sie einfach um Ihr Verständnis.

Nun aus der Ferne, Ihnen allen herzliche Grüße bis zum nächsten Mal,

                                                                                  Dorothea und Ananda Ratnayake.

 

  

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Reisebericht aus  Sri Lanka

Brief Nr. 4 vom 20.02.2005

 

Liebe KettwigerInnen und alle die uns unterstützen, 

gerne wollen wir Sie an dem teilnehmen lassen, was wir in der Zwischenzeit seit unserem letzten Bericht  erlebt haben.. Es hätte auch schon längst passieren können, wenn, ja wenn es nicht so schwierig gewesen wäre, E-Mails zu verschicken. Beim letzten Bericht waren wir in drei verschiedenen Internetcafe’s und haben bestimmt an fünf verschiedenen Computern versucht zu schreiben, vor allen Dingen, Bilder zu schicken. Letzteres hatte überhaupt nicht geklappt. Und wir waren froh, dass es uns nach erheblichen Problemen gelungen war, wenigstens die Berichte abzuschicken. 

In diesem Bericht wollen wir Sie noch mehr mit dem Dorf Kudawella vertraut machen, wir berichteten in unserem 2. Brief davon. Dieses Dorf liegt ja ganz in der Nähe  von der Stadt Tangalle und steht nach dem Tsunami unter der Betreuung des Projektes “Navajeevana” in Absprache mit der politischen Seite.

Durch viele Gespräche hat sich herauskristallisiert, dass unsere Spendenhilfe hier am besten und wirksamsten eingesetzt werden kann. Sie und wir alle waren und sind der Meinung, dass diesen Menschen sofort geholfen werden muss.

Kudawella ist ein Fischerdorf, in fünf Bezirke aufgeteilt: Nord-, West-, Süd-, Ost- und Zentralbezirk, wovon die Bezirke West, Süd und Ost am meisten betroffen sind, da sie direkt am Meer liegen.

In unserem zweiten Brief hatten wir Zahlen von Kudawella gehört und weitergegeben, die sich wahrscheinlich nur auf die betroffenen Häuser bezogen. Wir haben jetzt genauere Zahlen aus einer Statistik, wobei Kudawella  5130 Einwohner hat und 1306 Familien. Von den Einwohnern sind 2560 betroffen,

136 Häuser sind total zerstört,

132 Häuser sind zum Teil zerstört, 

135 Häuser sind leicht zerstört.

Dazu kommen die vielen Fischerboote, die vernichtet sind:

100 große Tankboote,

112 Katamarane,

145 große Netze.

Total zerstörtes Haus                              Tankboote                                   Zerstörtes Boot      

 

Katamaran                                        Netze                                             Zerstörtes Haus

 

               Kinderspielzeug                               Gespräch mit betroffener Familie 

Bei diesen Zahlen wird deutlich, dass viele Fischer nicht nur ihre Häuser, oft Familien verloren haben sondern durch die Zerstörung der Boote und der Netze ihre ganze Existenz. Eine andere Arbeit für sie aufzunehmen ist undenkbar, da sie von Geburt an zur Fischerfamilie gehören und dieser Beruf von Generation zu Generation weiterlebt.

Wir könnten nach vorläufigen Zahlen etwa drei Tankboote  durch das Spendengeld finanzieren.

Wahrscheinlich müssen die Bewohner des Dorfes mehr landeinwärts umgesiedelt werden, da gerade in diesem Dorf durch die neue Bestimmung der Regierung, nicht mehr unter 100 m Entfernung vom Strand bauen zu dürfen, noch ein anderer Faktor dazukommt. Kudawella  ist nicht nur durch das Meer gefährdet, sondern  auch noch durch eine nahe gelegene Lagune, also von zwei Seiten.

Navajeevana hat von der Distriktregierung  den Auftrag bekommen, mit Hilfe von anderen Organisationen dieses Dorf neu aufzubauen. Dazu wird ein Plan entworfen, der als Ziel hat, alle, auch die Bewohner daran zu beteiligen, durch Finden auch von Arbeit für die Frauen, indem sie geschult werden und durch Heimarbeit sich zusätzlich zum Fischfang eine Existenz aufzubauen. Als Ziel ist gedacht, die Menschen von fremder Hilfe unabhängig werden zu lassen.

Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg und es wird noch längere Zeit unser aller Hilfe gefragt sein.

An vielen Stellen wird Hilfe notwendig sein: Neue Wege, Wasser- und Stromversorgung, das wird wahrscheinlich durch die Regierung veranlasst. Es bleibt aber noch anderes zu tun, von Häusern angefangen über Kindergarten, Schule eventuell ein Gesundheitszentrum usw. .

Dieser Plan sieht auch vor, die Rechte von Kindern, Frauen und älteren Menschen zu berücksichtigen und im Auge zu behalten. Dieses alles benötigt Zeit zur Planung und zur Umsetzung, deswegen hoffen wir, dass wir in Ihrem Sinne gehandelt haben, indem wir sofort für das Spendengeld Boote kaufen wollen. Wir wünschen uns, dass wir während unserer Zeit hier in Sri-Lanka noch alles in die Wege leiten können.

Wenn wir zurückkommen, werden wir noch mehr mit Bildern darüber berichten können.

Mit herzlichem Dank für alles Begleiten in Gedanken während unserer Zeit hier, dieses zu wissen war uns eine große Hilfe.

Herzliche Grüsse über den Ozean,

                                                   Dorothea und Ananda Ratnayake.

*  Bilder sind zu einem späteren Zeitpunkt in Deutschland eingefügt worden.

 

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Stand: 17.07.05